213 Jahre Gasthaus „Zum Schützen“

Vor 213 Jahren, am 19. Juni 1804, wurde die Schankerlaubnis erteilt. Dies ist die Geburtsstunde des heutigen Gasthauses „Zum Schützen“.

Direkt vor dem ehemaligen Freiburger Tor, das am südlichen Rand von Endingen stand, wurde das Haus erbaut. Wie die Namensgebung zeigt, besteht hier eine enge Verknüpfung mit der Schützengesellschaft. So ist es im Protokollbuch der Schützengesellschaft nachzulesen. Bekanntlich wurde am 14. Oktober 1648 die hiesige Schützengesellschaft gegründet. Diese Gesellschaft war ursprünglich zur Stadtverteidigung aufgestellt worden. Diese hatte während des 30jährigen Krieges (1618 – 1648) hauptsächlich die Aufgabe, die Stadt gegen das damals überhand genommene „Lumpengesindel“ zu schützen. Um 1800 war dies nicht mehr zeitgemäß. Die Mitglieder der Schützengesellschaft betrieben aber weiterhin Übungen. So wurde 1812 das Recht bestätigt, „an Sonntagen vor und nach dem nachmittägigen Gottesdienst“ die Schießübungen zu betreiben. Diese Stunden sollten mit „anständiger Unterhaltung“ verbracht werden, natürlich unter städtischer Kontrolle. Für die jungen Männer waren die Schießübungen aber trotzdem eine willkommene Abwechslung.

Vermutlich gab es schon vor dem Jahr 1800 für die Schützen einen geselligen Treffpunkt, denn die Schießübungen fanden außerhalb der Stadtmauer statt. 1804 gab die Stadt Endingen der Schützengesellschaft nun die Erlaubnis, in einem Teil des Stadtgrabens vor dem oberen Tor (Freiburger Tor am südlichen Ende der Stollbruckstraße) ein eigenes Wirtshaus mit Schießhaus zu erbauen. Acht Jahre später wurde dieses Schützenhaus an den Küfer Johann Schwehr verkauft. Der Schützenwirt musste sich verpflichten, eine bequeme „Lad- und Schießstätte“ herzustellen, u.a. zum Laden der Böller. Die Stadt Endingen erhielt den Verkaufserlös in Höhe von 2001 Gulden. Dafür musste sie sich verpflichten, die Auslagen für die Scheiben, die Scheibenschäfte und die Herstellung der Schießmauern zu übernehmen.

Im Protokollbuch ist außerdem vermerkt, dass schon in früherer Zeit südlich dem Schützenhause gegenüber eine Kegelbahn bestand“. Das herkömmliche Recht auf diese Kegelbahn wurde der Schützengesellschaft 1818 bestätigt. Das Schießhaus stand damals östlich des heutigen Gasthauses „Schützen“.

Im Zuge der Badischen Revolution wurde das Schießen vom 1. Juli 1849 bis zum 1. Mai 1852 gänzlich verboten. In den folgenden sechs Jahren durfte mit Armbrüsten geschossen werden. Am 1. Maisonntag 1859 konnte erstmals wieder mit Feuerwaffen geschossen werden. Am 3. September 1862 wurde das alte Recht, an den Sonntagen im Monat Mai das Roll- und Würfelspiel aufzustellen, erneuert. 1876 wurde ein Feldstand mit zwei Ständen errichtet. Nachdem der alte Schießstand 1890 baufällig wurde, konnte nach dessen Abtragung 1891 ein neuer Schießstand für 150 Meter erstellt werden. Den Grund und Boden für den Schießstand musste der Schützenwirt Theodor Keck unentgeltlich abtreten. Außerdem hatte der Schützenwirt die Aufgabe, die „Schießhalle“ im Schützengarten zu unterhalten. Die Schießmauer befand sich in der südlichen Verlängerung der Straße „Bei der Schießmauer“. Der Schützengarten wurde bekanntlich von dem Schulzentrum und der Stadthalle überbaut.

Die enge Verbindung der Schützengesellschaft mit dem Gasthaus „ Zum Schützen“ ist geblieben. Auch andere Endinger Vereine fühlten sich hier wohl.

Nach Johann Schwehr wurde Ferdinand Herr, vermutlich 1834, neuer Schützenwirt. 1855 war es Gustav Lösch. Er ließ einige bauliche Veränderungen durchführen. Die neue Schützenhalle entstand 1860, ebenso eine Kegelbahn 1865. Außerdem erhielt das Wohnhaus einen Anbau mit Tanzboden sowie Stallungen und Scheune. 1868 kam ein „Badhaus“ dazu. Dies war damals eine moderne Einrichtung. In einzelnen Badezubern konnte hier gebadet werden. 1870 werden eine Bierhalle mit Eiskeller und Kegelbahn erwähnt. Unter dem Nachfolger Theodor Keck (1877) wird neben den oben genannten Gebäuden, ein Wohnungsanbau mit Wirtschaft erwähnt. 1894 hat Wilhelm Seilnacht, der spätere Bürgermeister, die Wirtschaft gepachtet, und zwar von der Brauereigesellschaft I. Bercher von Breisach. 1908 wird Franz Hofheinz als Schützenwirt genannt, damals bestand eine Bierhalle als Anbau, der nicht unterkellert war. Nach einer Tauschaktion wurde Adolf Zipse neuer Eigentümer. Zeitweilig war die Riegeler Brauereigesellschaft Meyer & Söhne (1911) Pächterin. Seit 1921 war Arnold Zipse auf dem „Schützen“. Kriegsbedingt musste der Gastbetrieb am 17. November 1943 schließen . 1955 erhielt das Ehepaar Ernst Bindner und seine Frau geborene Fehrenbach die Wirtsgerechtigkeit. Das Anwesen wird wie folgt beschrieben. Ein zweistöckiges Wohnhaus, ein einstöckiges Badehaus, dazu Scheuer, Stall und ein zweistöckiger Abortanbau. Waltraud Klipfel verpachtete an ihre Cousine Helga Dirr, deren Tochter Corinna Dirr seit 1993 neue Eigentümerin ist. Der Saal, viele Jahre für gesellige Feiern genutzt, wurde nun zur Wohnung umgebaut, da er nicht mehr den Anforderungen entsprach.

Die besonders bei den Einheimischen und Feriengästen beliebte Gaststätte hat täglich geöffnet, Mittwochs ist Ruhetag.